Die Königinhofer Handschrift.
1819
Strana 55 a 56:
Das Sträusschen.
Wehet ein Lüftchen
Aus fürstlichen Wäldern,
Da läufet das Mädchen,
Da läust es zum Bach;
Schöpft in beschlag'ne
Eimer das Wasser.
Am Flusse zum Mädchen
Schwimmet ein Sträusschen,
Ein duftiges Sträusschen
Von Veilchen und Rosen.
Die Dirne versuchet
Das Sträusschen zu fangen,
Da fällt, ach! da fäll sie
In's kühlige Wasser.
Wenn ich, du holdes
Blümchen, es wüsste,
Wer dich gepflanzet
In lockeren Boden,
Wahrlich! dem gäb' ich
Ein goldenes Ringlein.
Wenn ich, du holdes
Sträusschen, es wüsste,
Wer dich mit zartem
Baste gebunden,
Wahrlich! dem gäb' ich
Die Nadel vom Haare.
Wenn ich, du holdes
Blümchen, es wüsste,
Wer in den kühlen
Bach dich geworfen,
Wahrlich, dem gäb' ich
Mein Kränzlein vom Haupte! 32
Die Königinhofer Handschrift.
Eine Sammlung lyrisch - epischer Nationalgesänge. Aus dem Altböhmischen
metrisch übersetzt von WENZEL SWOBODA von Nawarow. Herausgegeben
von WENZEL HANKA. Prag 1819, gedruckt bei Gottlieb Haase.
(In Kommission bei J. Kraus.)
© Jaroslav Gagan
© Èeská spoleènost rukopisná